Anschrift

Amselstraße 22
67742 Lauterecken

Kontakt

 (06382) 9230 0
 (06382) 9230 22

Öffnungszeiten

7:30 Uhr-15:00 Uhr (Mo-Do)
7:30 Uhr-14:30 Uhr (Fr)

Aktuelles aus dem VGL

Vortragsreihe „Stark im Leben“ am Veldenz Gymnasium Lauterecken: Eine detaillierte Nachlese

Das Veldenz Gymnasium Lauterecken bot vom 11. April bis zum 16. Mai 2024 mit der Vortragsreihe „Stark im Leben“ ein vielfältiges Programm für SchülerInnen, Eltern, Lehrkräfte und externe Interessierte. Die Vortragsreihe, initiiert durch die Schülervertretung des VGL sowie die Verbindungslehrkräfte Anna Fehrentz und Pascal Pick, entstand aufgrund einer Umfrage im Schuljahr 2023 und behandelte Themen von Stressbewältigung bis hin zu den Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz im Bildungsbereich. Hier ein detaillierter Rückblick auf die einzelnen Vorträge.

Gruppenarbeit Mobbing

Spende Dr. Gerth

Vortrag von Herrn Dr. von Irmer

Vortrag von Herrn Prof. Dr. Becker-Genschow

Stress im Schulalltag

 

Der erste Vortrag der Reihe, gehalten von Dr. Jörg von Irmer, Schulpsychologe und landesweiter Koordinator des Arbeitsbereichs Gesundheitsförderung und sexualisierte Gewalt an Schulen vom Schulpsychologischen Beratungszentrum Idar-Oberstein, befasste sich mit „Stress im Schulalltag“. Dr. von Irmer erläuterte zunächst, was Stress ist und wie er entsteht. Er unterschied dabei zwischen Eustress (positivem Stress) und Distress (negativem Stress) und betonte, dass das Erleben von Stress stark mit dem Selbstwirksamkeitsempfinden zusammenhängt. Wenn Menschen glauben, Situationen kontrollieren und bewältigen zu können, erleben sie weniger negativen Stress.

 

Dr. von Irmer ging in der Folge detailliert auf die Auswirkungen von Stress auf den Körper ein, einschließlich der hormonellen Reaktionen und der Belastung der Organe. Er beschrieb Symptome wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und psychosomatische Beschwerden und betonte die Bedeutung von Resilienz und einem ausgewogenen Regenerationsverhalten. Eine ausgeglichene Life-Work-Balance sei zwar individuell verschieden, aber in vier Bereichen (Arbeit, Freizeit, Familie und persönliche Entwicklung) essenziell für die Stressbewältigung.

 

Hirnphysiologisch erklärte er, dass das Gehirn bei realer Bedrohung eine Blockade erfahren kann, was als „Blackout“ bekannt ist. Je angespannter eine Person ist, desto eingeschränkter ist ihr Verhaltensrepertoire, wodurch sie oft auf vertraute Handlungen zurückgreift. Er betonte daher, dass entspannte Klassen ein vernetztes und tiefes Lernen ermöglichen. Für nervöse Schüler empfahl er Strategien für die ersten fünf Minuten einer Klausur, wie bewusstes Ein- und Ausatmen oder sich die Klausur in Ruhe durchzulesen, um fokussiert zu beginnen. Eltern sollten aufmerksam sein, wenn ihre Kinder das Gespräch suchen, und als verlässliche Ansprechpartner agieren.

 

Mobbing - Die etwas andere Gewalt

 

Liz Mölders, Gymnasiallehrerin und Mediatorin, und Anita Reinhardt, Leiterin einer Grundschule, führten am 18. April durch den Vortrag „Mobbing - die etwas andere Gewalt“. Sie begannen mit der Aufforderung zu einer Positionierung aller Beteiligten, d. h. es konnte sich den Begriffen „Mobber“, „Zuschauer“ oder „Gemobbte“ zugeordnet werden, je nachdem, welche Erfahrungen man in seiner Vergangenheit oder Gegenwart gemacht hatte. Im Anschluss an die Positionierung, die zeigte, dass jede/-r auf verschiedene Art und Weise an diesem Prozess „beteiligt“ war, definierten die beiden Referentinnen Mobbing im Gegensatz zu gewöhnlichen Streitigkeiten. Frau Mölders räumte mit Mythen auf und präsentierte Fakten über Mobbing, wie das hohe Konfliktpotenzial in Schulen und die oft geringe Konfliktlösungsfähigkeit der Betroffenen.

 

Auf der Opferseite sprachen Frau Mölder und Frau Reinhardt über Signale wie Selbstzweifel und Selbstschuldzuschreibungen und die langfristigen Folgen von Mobbing. Auf der Täterseite unterschieden sie zwischen aktiven Mobbern, Assistenten und Zuschauern und analysierten deren Motivation und Verhalten. Sie betonten die Herausforderung für KlassenlehrerInnen, die im sozialen Prozess integriert sind.

 

Zur Prävention schlugen sie Maßnahmen wie Ich-Stärkung, soziales Lernen und Schulmediation vor. Mobbing müsse offen thematisiert und ein schulisches Interventionsteam geschult werden. Dazu stellten sie abschließend den „No Blame Approach“ vor, eine Methode, die ohne Schuldzuweisung auskommt und darauf abzielt, das soziale Klima in der Klasse zu verbessern.

 

Your brain – Your Choice

 

Am 23. April hielt Dr. med. Christoph Gerth, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt der Allgemeinpsychiatrie 1 und 2 der Rheinhessen-Fachklinik Alzey, den Vortrag „Your brain – Your choice“, in dessen Titel sich seine generell genutzte Methode widerspiegelte: Herr Dr. Gerth zeigte vielfältige Fakten auf, betonte aber, dass die darauf basierende Wahl stets von uns getroffen werden müsse. Er erläuterte die Entwicklung des Gehirns, besonders während der Pubertät, und betonte die Bedeutung dieser Phase für die langfristige psychische Gesundheit. Mit anschaulichen Erklärungen wie dem „Kind an der Kasse“ verdeutlichte er das menschliche Belohnungssystem und die Rolle von Dopamin. Er verglich die Dopaminausschüttung bei verschiedenen Aktivitäten, von Essen (50%) bis hin zu Amphetamin (1000%), und warnte vor den dramatischen Auswirkungen von Drogen auf die Hirnentwicklung und die Entstehung von Psychosen.

 

Dr. Gerth sprach auch über Nikotin als Einstiegsdroge und die neurologischen Konsequenzen von Alkohol, der bei Männern häufigster Grund für Krankenhausbehandlungen sei. Er widerlegte Vorurteile und Mythen zu Wein und Bier und betonte, dass junge Leute unter 40 Jahren auf Alkohol verzichten sollten. Beim Thema Cannabis erläuterte er die aktuelle Gesetzeslage und den deutlichen Zusammenhang zwischen Cannabis und Psychosen, basierend auf Beispielen aus Dänemark.

 

Abschließend betonte er positive Aspekte für die Hirnentwicklung. Durch die Anwendung des „Use it or lose it“-Prinzips erklärte er, dass das Gehirn sich nicht abnutzt. Ein Basisprogramm für seelische Gesundheit, bestehend aus dem Verzicht auf schädliche Substanzen, gesunder Ernährung, Bewegung, ausreichendem Schlaf, Stressreduktion, supportiven Beziehungen und Naturerfahrungen sei essenziell. Am Ende des Vortrags betonte er, dass Kinder am Modell ihrer Eltern lernen würden, weshalb deren Verhalten besonders wichtig sei.

Digitale Unterstützung für Eltern: WebUntis und SchoolFox

Am 2. Mai gaben Lisa Gehm und Pascal Pick, Mitglieder der Steuergruppe Digitales am Veldenz Gymnasium, praktische Hilfestellungen im Umgang mit den digitalen Plattformen WebUntis und SchoolFox. Dieser Vortrag richtete sich speziell an Erziehungsberechtigte, die Schwierigkeiten mit der Nutzung dieser digitalen Werkzeuge hatten. Die Referenten beantworteten Fragen und erklärten die Funktionsweisen der Plattformen, um den Eltern den Umgang damit zu erleichtern.

Wo fängt sexualisierte Gewalt an?

Barbara Zschernack vom Frauennotruf Idar-Oberstein thematisierte am 6. Mai „Wo fängt sexualisierte Gewalt an?“. Sie definierte sexualisierte Gewalt als Ausübung von Macht, Kontrolle und Demütigung und unterschied zwischen körperlicher und nicht-körperlicher Gewalt. Körperliche Formen umfassen unerwünschtes Anfassen und Küssen, während nicht-körperliche Formen Beleidigungen, Fotografieren und anstößige Gesten beinhalten. Zschernack unterschied zwischen Grenzverletzungen, die oft einmalig und ungeplant sind, Übergriffen, die häufig und vorsätzlich erfolgen, und strafrechtlich relevanten Formen wie Stalking und Vergewaltigung. Statistiken zufolge haben 48% der Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren bereits Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt gemacht, wobei 23% körperlich betroffen und 52% in der Schule betroffen sind. Sie betonte daher die Notwendigkeit, ein Krisenkonzept in Schulen zu verankern, um betroffene Schüler zu unterstützen und präventive Maßnahmen zu ergreifen.

 

Niemals krank, rund um die Uhr erreichbar – Ist ein KI-Chatbot die bessere Lehrkraft?

Den Abschluss der Vortragsreihe bildete am 16. Mai Prof. Dr. Sebastian Becker-Genschow mit seinem Vortrag über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Bildung. Prof. Dr. Becker-Genschow, Leiter des Forschungsgebiets Digitale Bildung mit Schwerpunkt Künstliche Intelligenz am Department Didaktiken der Mathematik und der Naturwissenschaften an der Universität zu Köln, diskutierte ethische Fragen und die Notwendigkeit, das Bildungssystem angesichts technologischer Entwicklungen zu verändern. ChatGPT, ein Sprachmodell und kein Wissensmodell, wurde dabei besonders hervorgehoben.

Prof. Becker-Genschow erklärte – nachdem er generell in den Begriff der KI sowie prominente Beispiele eingeführt hatte – unter anderem, wie KI-Systeme manipuliert werden können, etwa durch die „DAN-Methode“, und wies auf die Risiken hin. Im Unterricht könnten KI-basierte Technologien text-, bild- und videobasierte Lerninhalte bieten, die individuelle Sprach- und Lernanpassung ermöglichen und als persönliche Tutoren fungieren. Er zeigte hier vielfältige Beispiele auf, thematisierte die „German Angst“, die momentan verhindere, dass das Bildungssystem sowie andere Bereiche des öffentlichen Lebens Schritt mit der KI-Entwicklung halten könne, wies aber auch auf problematische Beispiele der KI-Nutzung hin, v. a. am Beispiel Chinas.

An Beispielen wie fobizz, SchulKI und Fiete.ai wurde klar, dass die Schulen sich vermehrt darum bemühten, die KI in den Schulalltag zu integrieren und deren Potenzial zu nutzen, das z. B. insbesondere darin bestehen könne, die individuelle Förderung der SchülerInnen zu unterstützen. Es sei jedoch immer wichtig, die Balance zwischen Potenzialen und Risiken zu wahren und den ethischen Einsatz von KI sicherzustellen.

Begleitender Yoga-Kurs mit Birgit Hübner

Parallel zu den Vorträgen wurde ab dem 9. April ein Yoga-Kurs unter der Leitung der Yogalehrerin Birgit Hübner angeboten. Der extrem schnell ausgebuchte Kurs fand in der Gymnastikhalle des Veldenz Gymnasiums statt und bot an sechs Terminen jeweils von 18:30 bis 19:45 Uhr eine Auszeit vom stressigen Alltag. Die Teilnehmer lernten verschiedene Yoga-Techniken kennen, die zur Entspannung und körperlichen Fitness beitrugen.

Resonanz und Ausblick

Alles in Allem war die Vortragsreihe „Stark im Leben“ sehr gewinnbringend und lehrreich. Alle TeilnehmerInnen waren von den einzelnen Vorträgen sehr begeistert und haben nur Positives zurückgemeldet.

Das erstmals durchgeführte Projekt fand zwar Anklang bei der Schulgemeinschaft und der Öffentlichkeit, doch wäre es wünschenswert gewesen, zu den einzelnen Veranstaltungen noch mehr ZuhörerInnen zu begrüßen. Das breite Themenspektrum und die kompetenten Referenten trugen aber definitiv zur erfolgreichen Durchführung bei, weswegen es insgesamt bestärkte, auch im kommenden Jahr eine ähnliche Reihe zu planen, um weiterhin relevante Themen zu behandeln und die (Schul-)Gemeinschaft zu stärken.

 

Anna Fehrentz und Pascal Pick